Der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) sieht im aktuellen Gesetzespaket der Bundesregierung zur CO2-Speicherung dringenden Nachbesserungsbedarf. Zwar schafft der Gesetzentwurf zum Kohlendioxid-Speicherungsgesetz (KSpG) erstmals einen rechtlichen Rahmen für die kommerzielle Abscheidung, den Transport und die Speicherung von CO2 in Deutschland – doch die ausschließliche Fokussierung auf Pipelines ist aus Sicht der Hafenwirtschaft zu kurz gedacht.
„Das Maßnahmenpaket ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber nicht weitreichend genug“, so Florian Keisinger, Hauptgeschäftsführer des ZDS. „Eine erfolgreiche Energiewende und die Versorgungssicherheit der Industrie erfordern eine flexible Gesetzgebung, die alle Transportwege einbezieht – insbesondere auch den Transport über Schiff, Schiene und Lkw.“
Die Seehäfen verfügen über multimodale Infrastrukturen und könnten CO2-Hubs der Zukunft werden. Gerade Schiffs- und Bahntransporte ermöglichen kurzfristige Lösungen – und sichern Transportkapazitäten auch dann, wenn Pipelines noch nicht vorhanden oder ausgefallen sind.
Die Seehäfen sind bereit, auch beim Carbon-Management Verantwortung zu übernehmen und damit einen weiteren Beitrag zum Gelingen der Energiewende in Deutschland zu leisten. „Wer CO2-Reduktion ernst meint, muss auch die Logistik dahinter realistisch und technologieneutral denken“, so Keisinger.
Positiv bewertet der ZDS, dass sich das Gesetz ausdrücklich zum Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft und zum Ausbau erneuerbarer Energien bekennt. Als zentrale Drehscheiben für grüne Energieträger wie Wasserstoff und seine Derivate sowie als Logistikzentren für Offshore-Windenergie sind die Seehäfen Schlüsselstandorte der Energiewende.
Auch die geplanten schnelleren Genehmigungsverfahren – etwa bei der Umsetzung der EU-Richtlinie RED III für Offshore-Wind – sind ein Schritt nach vorn.
Das Gesetz muss jetzt so weiterentwickelt werden, dass es die vollen Potenziale der Häfen für Klimaschutz, Versorgungssicherheit und industriellen Fortschritt nutzt. Dazu gehört eine klare Öffnung für CO2-Transporte über alle Verkehrsträger.