Pressemitteilung,
Die Mitgliederversammlung des Zentralverbands der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) hat Prof. Dr. Sebastian Jürgens (62) am Mittwoch zum neuen Präsidenten gewählt. Jürgens war zuvor bereits sechs Jahre Mitglied des Präsidiums. Neuer Vizepräsident ist Matthias Magnor (51). Weitere Mitglieder des Präsidiums sind Jeroen Eijsink (52), Jan Müller (64) und Jens Aurel Scharner (60).
Anlässlich seiner Wahl sagte Prof. Dr. Sebastian Jürgens:
„Die deutschen Seehäfen sind Herzkammern des globalen Handels. Über sie läuft der Großteil unseres Außenhandels; sie sichern Millionen Arbeitsplätze und sind Grundlage für den Wohlstand unseres Landes sowie für das Gelingen von Energie- und Zeitwende. Umso unverständlicher ist es, dass die Verantwortung für die Seehäfen von der Bundespolitik immer noch allein den Bundesländern zugeschrieben wird. Der Bund muss hier stärker in die Pflicht.“
Die deutschen Seehäfen wurden in den vergangenen Jahrzehnten grundlegend vernachlässigt. Dringend erforderliche Investitionen in die öffentliche Infrastruktur wurden nicht getätigt. Mit dem Resultat, dass die Seehäfen heute einen gravierenden Modernisierungsstau vor sich herschieben. Das gefährdet nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie, sondern auch den Erfolg von Energie- und Zeitwende.
Der ZDS sieht einen akuten Modernisierungsstau in der öffentlichen Hafeninfrastruktur von rund 15 Milliarden Euro. Hier bietet das Infrastruktur-Sondervermögen in Höhe von 500 Milliarden Euro eine historische Chance, gegenzusteuern. 15 Milliarden Euro davon – das sind gerade einmal drei Prozent des Gesamtvolumens. Zusätzlich sind dauerhaft 500 Millionen Euro pro Jahr nötig, um nicht in den nächsten Sanierungsstau zu geraten.
„Beim Sondervermögen haben wir frühzeitig davor gewarnt, was jetzt von den Wirtschaftsinstituten bestätigt wird – die umfassende Zweckentfremdung der eigentlich für zusätzliche Investitionen gedachten Mittel. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass bis zu jeder zweite Euro nicht für zusätzliche Ausgaben geplant ist“, so Jürgens.
Der ZDS fordert:
- Die deutschen Seehäfen müssen strukturell in das Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität (SVIK) einbezogen werden. Zusätzlich ist eine dauerhafte Grundfinanzierung in Höhe von 500 Millionen Euro pro Jahre seitens des Bundes für die Hafeninfrastruktur nötig. Beim Sondervermögen benötigen wir dringend größere Flexibilität. Wenn ein Verkehrsträger das Geld nicht verausgaben kann, muss es anderweitig in die Infrastruktur investiert werden. Wir als Häfen haben unsere Investitionsvorhaben priorisiert und sind bereit, loszulegen.
- Eine Einbindung in die militärische und sicherheitspolitische Planung der Bundesregierung, denn die Seehäfen sind zentrale Drehscheiben für schweres Gerät, Material und Nachschub. Zugleich sind sie im Fokus hybrider Bedrohungen: Drohnen, Sabotage und Spionage machen Häfen zu potenziellen Angriffszielen. Ihr Schutz als kritische Infrastruktur ist daher eine gesamtstaatliche Aufgabe. Mit der Entscheidung des Haushaltsausschusses im Bundestag Ende vergangener Woche, 1,35 Milliarden Euro für den Ausbau und die Modernisierung des Hafens Bremerhaven bereitzustellen, erkennt der Bund die Rolle der Häfen in der Zeitwende an. Das begrüßen wir ausdrücklich, zugleich ist es für die Verteidigungsfähigkeit und Resilienz Deutschlands entscheidend, dass mehrere Hafenstandorte an Nord- und Ostsee in die militärische Planung einbezogen und entsprechend finanziell berücksichtigt werden. Der Investitionsbedarf der deutschen Seehäfen beträgt rund drei Milliarden Euro, um die Infrastruktur in den Häfen und deren Hinterland für militärische Zwecke zu ertüchtigen. Ohne starke Seehäfen wird die Zeitenwende nicht gelingen.
- Bestmögliche politische Rahmenbedingungen für mehr Wettbewerbsfähigkeit. Genau das hat Kanzler Friedrich Merz zu seinem Amtsantritt versprochen – die Lieferung lässt allerdings auf sich warten. Von mehr Wettbewerbsfähigkeit profitieren nicht nur die Häfen, sondern die deutsche Wirtschaft insgesamt. Beispiel Einfuhrumsatzsteuer: Wir begrüßen die kürzlich erneut geäußerte Absicht der Bundesregierung, das im Koalitionsvertrag vereinbarte Verrechnungsmodell der Einfuhrumsatzsteuer umzusetzen. Nun sind konkrete Resultate nötig, denn die Zeit drängt. 2024 zog der Zoll rund 75 Milliarden Euro Einfuhrumsatzsteuer vorab von Unternehmen ein – Kapital, das der Wirtschaft für Investitionen entzogen wurde und was deutsche Betriebe im internationalen Wettbewerb benachteiligt.
Klar ist: Die deutschen Seehäfen sind das Fundament für Wirtschaft, Sicherheit und Wohlstand. Nur mit ihnen werden Vorhaben wie die Energie- und Zeitwende zum Erfolg. Aufgrund ihrer strategischen Bedeutung für die Versorgungssicherheit und Verteidigungsfähigkeit des gesamten Landes, ist es unerlässlich, dass sich der Bund stärker finanziell an Ertüchtigung und Ausbau der öffentlichen Infrastruktur beteiligt.
Das ZDS-Präsidium im Überblick
Das Präsidium des ZDS besteht aus dem Präsidenten, einem Stellvertreter und drei weiteren Mitgliedern. Die Mitgliedsunternehmen eines jeden Küstenlandes sind mit jeweils einer Person im Präsidium vertreten. Das Präsidium wird durch die Mitgliederversammlung auf Vorschlag des Verwaltungsrates für die Dauer von drei Jahren gewählt.
Präsident:
- Sebastian Jürgens, Lübecker Hafen-Gesellschaft mbH
Vizepräsident:
- Matthias Magnor, BLG LOGISTICS GROUP AG & Co. KG
Präsidiumsmitglieder:
- Jeroen Eijsink, Hamburger Hafen und Logistik AG
- Jan Müller, J. MÜLLER SE
- Jens Aurel Scharner, Rostock Port AG
Kurze Vita von Sebastian Jürgens
Prof. Dr. Sebastian Jürgens (62) ist seit Mitte November 2025 Präsident des Zentralverbands der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS). Bereits seit 2019 ist er Mitglied im Präsidium. Hauptamtlich ist Jürgens seit 2014 Geschäftsführer der Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG). Weiterhin übt er eine Honorarprofessur für Transportlogistik an der Technischen Universität Berlin aus. Zuvor war Jürgens Vorstandsmitglied der Hamburger Hafen und Logistik AG sowie Bereichsvorstand der Deutschen Bahn, jeweils für das Ressort Intermodal. Nach dem zweiten juristischen Staatsexamen und der Promotion im Fach Philosophie begann Jürgens seine berufliche Laufbahn bei McKinsey.
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