HAMBURG – Der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) gibt in seinem heute veröffentlichten Arbeitspapier „Seehäfen in der Energiewende: Wasserstoff“ einen Überblick über die Chancen und Herausforderungen für die deutschen Häfen in Bezug auf den Umschlag von Wasserstoff, seine Bereitstellung als Schiffstreibstoff, die Anwendung auf Terminals und die Produktion von Wasserstoff im Hafengebiet. Das Papier, das regelmäßig aktualisiert werden soll, enthält erste Schlussfolgerungen zu den technischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Anforderungen, die erfüllt werden müssen, damit die Häfen ihren Platz in einer zukünftigen „grünen“ Wasserstoffwirtschaft einnehmen können.
Im Zuge der Energiewende wird mit einem erhöhten Bedarf an Wasserstoff – vor allem dem CO2-frei produzierten „grünen“ Wasserstoff und seinen Derivaten – gerechnet. Insbesondere der massenhafte Transport von Wasserstoff erfordert aber noch weitere Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Darüber hinaus muss der Rechtsrahmen für Umschlag, Lagerung, Nutzung und Transport entsprechend angepasst werden. Eine angemessene Infrastruktur in den Häfen erfordert zudem hohe Investitionen, die die Hafenbetriebe nicht allein stemmen können.
Auf Terminals könnten Fahrzeuge und Gerätschaften, die mit Wasserstoff betrieben werden, zum Einsatz kommen. Für einige Spezialgerätschaften gibt es bereits Prototypen. Auch hier werden allerdings für Neuanschaffung oder Umrüstung große Summen benötigt. Bei der Entwicklung von Förderprogrammen für Neuanschaffungen oder Umrüstungen von Nutzfahrzeugen auf umweltfreundlichere Modelle müssen daher auch die Spezialgerätschaften berücksichtigt werden, die im Hafen eingesetzt werden, genau wie die dafür notwendige Tankinfrastruktur.
Für die Produktion von „grünem“ Wasserstoff sind in Seehäfen viele Grundvoraussetzungen gegeben. Grüner Strom aus Offshore-Windanlagen wird dort angelandet – oder sogar vor Ort selbst produziert. Dieser könnte im Elektrolyseverfahren zur Erzeugung von Wasserstoff genutzt werden. Zudem ist der Zugang zu Wasser gegeben, ebenso wie die Nähe zu Industriegebieten, in denen sich potenzielle Abnehmer für Wasserstoff oder dessen Derivate befinden. Damit hier die Möglichkeiten für Wasserstoff in Häfen weiterentwickelt werden können, sollte vorausschauend für zusätzliche Flächen gesorgt und die bestehende politische Unterstützung für Projekte oder „Testfelder“ fortgeführt werden.
Die weitere Entwicklung des Potenzials von Wasserstoff in Häfen lässt sich zwar noch nicht genau vorhersagen, jedoch können Seehäfen zukünftig als Umschlag-, Nutzungs- und Produktionsstandorte von Wasserstoff eine wichtige Position einnehmen. Das heute veröffentlichte Arbeitspapier des ZDS wird weiter aktualisiert werden, um die Anforderungen der Seehäfen in die laufende Diskussion einzubringen.