Nach der Gleitenden Mittelfristprognose für den Güter- und Personenverkehr Mittelfristprognose Sommer 2023 des Bundesamtes für Logistik und Mobilität wird sich der Seegüterumschlag im laufenden Jahr um insgesamt – 3,5 Prozent verringern. Im kommenden Jahr 2024 soll dieser dagegen mit + 2,1 Prozent und im Folgejahr 2025 mit + 1,1 % wieder auf einen moderaten Wachstumspfad zurückfinden. Das Vorkrisenniveau 2019 wird nach der Prognose auch im Jahr 2025 noch um 5,7 Prozent verfehlt.
Der Seeverkehr werde im Jahr 2023 nicht nur von der konjunkturbedingt spürbaren Abschwächung im deutschen Außenhandel eingebremst. Noch stärker wirke der Verkehr mit Russland nach, der in den ersten Monaten des Vorjahrs noch nicht weggebrochen und deshalb im ersten Halbjahr 2023 über alle Güterarten um 89 % bzw. 9 Mio. t gesunken sei. Für den Containerverkehr werde im Gesamtjahr ein zweistelliges Minus erwartet, das zuletzt im Finanzkrisenjahr 2009 festzustellen gewesen sei. Bedeutende Rückgänge seien bei Erzen, Kohle und chemischen Erzeugnissen zu beobachten. Dagegen profitiere der Rohölumschlag davon, dass russisches Rohöl, das weit überwiegend per Pipeline nach Deutschland befördert worden sei, durch Herkunftsländer ersetzt werde, deren Lieferungen zum Teil über deutsche Seehäfen nach Deutschland verlaufen und damit für die Seehäfen einen Mehrverkehr darstellten. Auch bei Erdgas würden Pipelinetransporte aus Russland durch Seeverkehre aus anderen Lieferländern substituiert. Beide Effekte seien erheblich, dennoch würden die Abnahmen saldiert deutlich überwiegen (- 3,5 Prozent).
Im Jahr 2024 würden insbesondere die Containerverkehre von der Belebung der Wirtschaft und des stärkeren deutschen Außenhandels angeregt. Beides strahle dann auch auf die Industrieproduktion aus. Zudem würde der spürbare diesjährige Effekt der weggebrochenen Russland-Verkehre entfallen. Deshalb sei zumindest ein leichtes Plus zu erwarten, das aber noch weit von der früheren Dynamik entfernt sei. Beim Kohleumschlag sei mit einem weiteren Rückgang zu rechnen, der aber weitaus schwächer als im laufenden Jahr ausfallen werde. Beim Rohöl geht die Prognose davon aus, dass die gravierenden (expansiven) Auswirkungen der Verschiebungen zwischen den Herkunftsländern auf den Seeverkehr im laufenden Jahr abgeschlossen sein werden, so dass der Umschlag danach wie die Gesamteinfuhren verlaufen werde. Beim Erdgas wird ein (absolut) geringerer Anstieg angenommen als im laufenden Jahr. Nennenswerte Rückgänge zeichneten sich für keine Güterabteilung ab woraus sich für den Gesamtumschlag 2024 ein Anstieg um + 2,1 Prozent ergebe.
Die Vorzeichen für das Jahr 2025 seien im Seeverkehr ähnlich ausgeprägt wie für das Jahr 2024: Für das Bruttoinlandsprodukt werde ein etwas schwächeres Wachstum und für den Außenhandel eine annähernd unveränderte Dynamik erwartet. Der Containerverkehr sollte daher ähnlich moderat steigen. Bei den Massengütern sei dann insgesamt wieder mit stärkeren Bremseffekten insbesondere im Kohlesektor zu rechnen. Die Prognose geht deshalb für den Gesamtumschlag 2025 von einem Wachstum um + 1,1 Prozent aus, das geringer ausfalle als im Jahr 2024. Damit werde das Vorkrisenniveau aus dem Jahr 2019 (290 Mio. t) auch im Jahr 2025 noch um 5,7 Prozent verfehlt.