Gesamtumschlag im Jahr 2020 um – 6,4 Prozent gefallen / „Standortnachteile abbauen, Transformation unterstützen“ / Starke Rückgänge im Passagierbereich
Hamburg – Bedingt durch die Corona-Krise ist der Güterumschlag in den deutschen Seehäfen im Jahr 2020 deutlich zurückgegangen. Um die Erholung der Hafenwirtschaft voranzutreiben, fordert der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) mehr Unterstützung der Politik im harten internationalen Standortwettbewerb und bei den großen Transformationsthemen Digitalisierung und Klimaschutz.
Umschlagsrückgang von – 6,4 Prozent im Corona-Jahr 2020
Heute veröffentlichte Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass der Gesamtumschlag im Jahr 2020 um – 6,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückging. Von Januar bis Dezember 2020 wurden 275,7 Mio. Tonnen Güter umgeschlagen, das sind rund 18,8 Mio. Tonnen weniger als 2019. Zum Vergleich: In den vergangenen Jahren schwankte der Umschlag um weniger als ein Prozent und lag bei rund 300 Mio. Tonnen pro Jahr.
Der Containerumschlag ist 2020 mit 14 Mio. TEU um – 6,9 Prozent gefallen. Der Umschlag von Fahrzeugen fiel um – 22,6 Prozent, bei Kohle, rohem Erdöl und Erdgas gab es einen Rückgang von – 20,7 Prozent. Besonders stark sind die Rückgänge auch im Passagierbereich, da aufgrund der Corona-Pandemie Insel- und Fährverkehre stark abnahmen und der Kreuzfahrtbetrieb fast komplett eingestellt wurde. Das Passagieraufkommen in deutschen Häfen fiel demnach im Jahr 2020 von 31,3 Mio. auf 16,4 Mio. Passagiere – das ist ein Rückgang um – 47,7 Prozent. Der Passagierverkehr, bei dem die Passagiere im Ausland ein- oder ausgestiegen sind, ging sogar um – 65,1 Prozent zurück. Schiffsbewegungen von Kreuzfahrtschiffen in deutschen Häfen fielen um – 82,3 Prozent.
Die Rückgänge in den Umschlag- und Abfertigungszahlen haben sich auf die Betriebsergebnisse und damit auch auf die Investitionsfähigkeit der Hafenunternehmen negativ ausgewirkt.
Daniel Hosseus, Hauptgeschäftsführer des ZDS: „Die durch die Corona-Krise verursachten Verluste treffen auf ein ohnehin schon schwieriges Umfeld: Der globale Wettbewerb wird immer schärfer. Gleichzeitig müssen sich die Seehafenbetriebe den Anforderungen der fortschreitenden Digitalisierung und der für den Klimaschutz notwendigen Maßnahmen stellen. Wir benötigen den weiteren Abbau von Standortnachteilen und nachhaltige Innovationsförderung, damit die Unternehmen diesen Herausforderungen begegnen können.“
Standortnachteile abbauen, Häfen bei Transformationsprozessen unterstützen
Die Hafenstandorte und Seehafenbetriebe in Deutschland bekommen zunehmend den Wettbewerbsdruck aus den Westhäfen, aber auch von Standorten aus dem Ostsee- und Mittelmeerraum und von den Schifffahrtslinien selbst, zu spüren. Damit dieser Wettbewerb fair abläuft, müssen auch die Rahmenbedingungen fair sein.
Etwa beim Erhebungsverfahren zur Einfuhrumsatzsteuer sollte daher auf die bereits im vergangenen Jahr von Bund und Ländern umgesetzten wichtigen Maßnahmen nun das Verrechnungsmodell folgen.
Ebenso gilt es, faire Bedingungen im Wettbewerb zwischen schiffsbasierten und landbasierten Logistikunternehmen zu schaffen. Schifffahrtsunternehmen profitieren dabei von vorteilhaften Sonderstellungen im Kartellrecht, im Beihilferecht und im Steuerrecht. Terminalbetreiber am Standort Deutschland geraten dadurch unter erheblichen Druck. Der ZDS fordert eine Nachjustierung der entsprechenden Rechtsinstrumente.
In den Häfen laufen bereits viele Transformationsprozesse, die die Digitalisierung ebenso wie die Umstellung auf alternative Energieträger im Rahmen der Energiewende vorantreiben sollen. Diese laufende Transformation muss weiter von der öffentlichen Hand unterstützt werden. Damit Häfen die Energiewende aktiv mitgestalten können, müssen hohe Investitionen in die Ausstattung von Terminals und Verteilinfrastruktur für Energieträger wie Liquified Natural Gas (LNG) und Wasserstoff getätigt werden. Aber auch die Umrüstung und Neuanschaffung von Nutz- und Spezialfahrzeugen sowie Gerätschaften, die im Hafen zum Einsatz kommen, muss in Förderprogrammen berücksichtigt werden.
Daniel Hosseus: „In unseren Häfen ist viel in Bewegung. Die Unternehmen wollen sich für die Zukunft aufstellen und investieren dafür hohe Beträge. Trotz der Corona-Krise werden wir mit der flankierenden Unterstützung der öffentlichen Hand weiterhin unsere Position als führende Umschlagsplätze halten können.“